04.05.2011
Leider geht aus unserem Basislager nicht das Satelliten System um Emails und auch Newsletter zu verschicken. Deswegen entschuldigt, daß ich mich nicht gemeldet habe. Ich hoffe natürlich, ihr habt auch im Nachhinein Spaß am lesen!
Wir sind in einem engen Tal umringt von Vorgelagerten Bergen und Graten des Gaurishankars. Ein wunderschöner Platz, leider ein wenig niedrig auf gerade mal 3600m, dafür geschützt unter einem großem Felsblock, der uns auch die ganze Zeit vor dem, bis jetzt täglichen Schauern und Gewittern trocken hält. Unsere Zelte stehen dicht an seiner Felswand und bekommen so nur bei wirklich starkem Regen ein wenig Nass von oben ab. Wir kommen uns hier vor wie Allibaba und seine 40 Räuber, wobei dazu natürlich noch 35 Mann mehr von Nöten wären.
6 Mann bringen wir nämlich selber zusammen. Stefan, Klaus und ich, die vorzüglich von unserem Koch Dhal Baradur und seinen Küchenhelfern Zandra und Nauwang hier im Basislager versorgt werden.
Nachdem wir den schwierigen Weg die enge und steile Schlucht hoch mit all unseren Trägern geschafft hatten, haben wir uns nach einem Tag an die weitere Erkundung des Zustieges gemacht. Es geht unglaublich direkt vom Basislager aus los. Erst über steile, mit drei kleinen Kletterpassagen versehene Grashänge und Felsstufen hoch, dann über einen kleinen Gletscher zum Wandfuß. Soweit haben wir es bis jetzt geschafft. Wir haben ein Lager auf 4600m eingerichtet, haben bis kurz vor den Wandfuss Seile und Kletterhardware geschafft. Drei Tage waren wir jetzt dort oben unterwegs. Davor haben wir erstmal noch zwei Tage Ausrüstung vom Basislager hier hoch getragen.
Heute haben wir den ersten Waschtag gehabt, duschen und Wäsche waschen war vormittags angesagt. Jetzt warten wir auf einen ersten Wetterbericht von Karl Gabel für die kommenden Tage. Falls er gut ist werden wir morgen starten und versuchen die erste Steilstufe des Pfeilers zu erklettern, dort oben dann unser nächstes Lager zu machen und unsere Akklimatisation weiter voran treiben.
Bis jetzt geht es uns allen gut, auch die Höhen-Novizen Stefan und Klaus kommen gut zurecht. Beide haben mit 5000m gestern ihren persönlichen Rekord neu aufgestellt.
Einzig das Wetter zerrt sehr stark an unseren Nerven. Bis jetzt gab es keinen Tag ohne Niederschlag seit wie hier sind, Gewitter, Starkregen bis hin zu Schneefall werden uns täglich, spätestens ab Mittag serviert. Dadurch ist die gesamte Gaurishanker Südwand natürlich immer in ein weißes Kleid gehüllt. Solange es nicht stabiler wird, werden wir wohl vergebene Liebesmühe investieren. Trotzdem läuft bis jetzt alles nach unseren Vorstellungen und wir werden weiterhin versuchen uns hier so teuer wie möglich zu verkaufen.
Meine Stimmung schwankt immer zwischen Himmel hoch jauchzen und zu Tode betrübt, je nach Wetter, was zugeben, so ausgeprägt noch nie war.
Alle sind wir gespannt, was die ersten wirklichen Klettermeter bringen werden. Mit unserem riesigen Fernrohr schaut es jedenfalls viel versprechend aus. Auch Lagerplätze scheint es gute und sichere auf dem Pfeiler zu geben.
Wir werden es hoffentlich bald genauer wissen und sind gespannt auf die kommenden Tage.
Ganz herzliche Grüße.
David mit Stefan und Klaus.
08.05.2011
Enttäuschung, Ärger und Frustration beschreiben ganz gut meine Gemütslage an dem heutigen Tag. Wir waren die letzten drei Tage oben am Berg, bzw. an dessen Fusse auf 5050m. Wir haben Fixseile und Equipment hochgetragen, gekämpft mit knietiefem, durchfeuchtetem Schnee, Mühsam die Spur jeden Tag auf´s neue getreten von unserem Lager, welches wir diesmal ein wenig höher auf 4700m errichtet hatten. Und alles umsonst, ohne Erfolg. Nur wenige Meter hat uns der Gaurishankar dann an seinem Pfeiler Beginn hochkommen lassen. Wir haben zwei Stellen probiert, doch die Verhältnisse sind leider nicht auf unserer Seite gewesen. Einmal eine Felsvariante, welche aber durch den täglichen Neuschnee ab Mittag nicht zu klettern war und heute eine Eisvariante, die aber nur losen, senkrechten Schnee zu bieten hatte. Mühsam habe ich mich hochgefürchtet. Aber bei einer 1800m Wand ein Tempo hinzulegen, bzw Schwierigkeiten vorzufinden, die gerade mal 1 Seillänge pro Stunde zu lassen, haben uns kapitulieren lassen.
Es ist uns nicht leicht gefallen und drei Tage lang haben wir unsere Möglichkeiten probiert und wollten es nicht wahr haben.
Klar hadern wir mit unserem Schicksal und fragen uns, ob wir einen Fehler gemacht haben, ob wir nicht hart genug gekämpft haben, ob wir wirklich alles probiert haben? Tausend solche Fragen schwirren mir durch den Kopf. Oder hätten wir vorher wissen müssen, daß es aussichtslos ist durch diese Wand zu klettern?
Klar war uns, daß es ein gewaltiges Projekt ist und die Erfolgsaussichten eher gering sind. Aber wir wollten es probieren. Neuland zu betreten heißt eben auch immer eine großes Wagnis einzugehen, geringe Chancen auf Erfolg zu haben. Aber ohne es probiert zu haben, weiß man nie, ob es gelingen könnte. Und die Erfahrungen dir wir hier für diese Wand gewonnen haben sind Gold wert für eine nächste Expedition.
Wir denken, daß bei stabilem Wetter die Chancen sehr viel besser liegen. Bis jetzt hatten wir jeden Tag Niederschlag, die letzten Nächte oben am Berg sogar Nachts mit Gewittern. Und bei längerem Schön-Wetter kann man dann sicher besser Felstechnisch an Metern gewinnen.
Wie auch immer, es wird eine Zeit dauern bis ich diese Enttäuschung verarbeitet habe, aber am Ende wird sie ein Stück meines Weges werden, dazu gehören wie alles andere.
Danke an alle, die an mich und uns geglaubt haben und uns unterstütz haben.
Allen voran Carine und meine Familie, meine Freunde und Sponsoren.
Danke an Ralf, Gerlinde und Nicola von Amical Alpin und an alle bei Thamserku Trekking hier in Nepal!
Einen ganz herzlichen Gruß an daheim,
David.