12 Uhr Mittags. 1.Mai. 8150m. Wie unendlich schwer fielen mir die letzten Schritte. Von jetzt an geht jeder Meter leichter, ich glaube die Euphorie setzt noch mal genügend Kraft für die Schritte zum Grat und zum Gipfel frei. 17m fehlen noch. Die Sonne scheint und es weht ein eisiger Wind, es ist minus 30 Grad kalt. Ich komme am Grat an, mein Blick fällt auf die andere Seite, Weite, Himmel und Berge. Ich filme Gerlinde, wie Sie zusammen mit mir hier ankommt. Keine Ahnung, was wir sagen sollen, so viel Erleichterung, Glück und Zufriedenheit fühlen wir wohl beide in diesem Moment.
Für mich war es sicher einer der anstrengendsten Aufstiege. Vom letzten Lager, auf 7350m ging es, gefühlt unendlich lang, zu dem höchsten Punkt des Dhaulagiris. Um ca. 3 Uhr Nachts waren wir gestartet. Und jetzt hier zu stehen, einen Augenblick diesen Moment und Ort zu geniessen, dafür Danke ich.
Jetzt steht der Abstieg bevor. Angekommen am Ziel sind wir erst wieder im Basislager. Wir arbeiten uns Lager für Lager nach unten. Vom Gipfel zum Lager 3 stecken wir für eine Stunde in einem totalem Whiteout fest, müssen kurz warten, bis wir den Weg nach unten wieder klar sehen können. Lager 3 erreichen wir um ca. 16 Uhr.
Kurze Rast und dann packen wir zusammen, wollen so weit wie möglich absteigen. Hier oben haben wir nur einen dünnen Schlafsack, alles ist feucht und kalt. Noch mal eine Nacht hier ist keine bequeme Aussicht. Also runter. Weiter geht es zum Lager 2. Acht Uhr ist es jetzt und die Nacht hüllt uns ein, es ist ruhig und friedlich. Kurze Pause auch in Lager 2, wir trinken ein wenig und nach einer Stunde steigen wir weiter ab. Ab jetzt läuft es wie ferngesteuert. Wir gehen immer ein Stück und dann setzen wir uns hin. reden und träumen. Stehen wieder auf und wieder ein Stück näher zum Basislager. So geht es ewig. Bis wir um 3 Uhr Nachts im Basislager ankommen. Wir wecken unseren Koch, es gibt Cola, Saft und die Gewissheit, auf dem Gipfel gewesen zu sein und ohne Verletzungen und ohne Unfall wieder hier unten angekommen zu sein. Dafür das zweite große Dankeschön.
Jetzt erholen wir uns. Und ich werde mich aus Kathmandu melden. Denn wenn alles gut geht und die Chinesen uns am Lhotse keine Steine in den Weg legen, wollen wir noch dorthin. Zusammen mit dem Ralf, den wir in Lukla treffen werden.
Es geht also weiter und ich freue mich, wenn Ihr weiterhin mit uns mitfiebert und uns die Daumen drückt.
Danke auch an meine Sponsoren The North Face, Black Diamond und Scarpa.
Bis Kathmandu eine schöne Zeit.
Liebe Grüße,
David.